So verlief der Auftakt der Wissenschaftstage mit Edelgard Bulmahn am EKG

Edelgard Bulmahn, ehemalige Ministerin für Bildung und Forschung und Vize-Bundestagspräsidentin der letzten Legislaturperiode, berichtete vor 120 Besuchern detailliert aus dem Leben einer Bundestagsabgeordneten. Das liege ihr deshalb am Herzen, da viele Menschen gar nicht wüssten, was die Aufgaben einer Abgeordneten seien. Viele können sich nicht vorstellen, wie der Alltag eines Politiker aussehe, abseits der vielen Talkshows im Fernsehen. Zu ihrem Alltag gehörten Besprechungen in Arbeitskreisen, Telefonkonferenzen, Gedenkreden, Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen oder auch Treffen mit Nichtregierungsorganisationen. Vielfach begann der Tag morgens um 8.00 Uhr und endete am späten Abend. Als Begründung für ihren Rückzug aus der Bundespolitik sagte sie lächelnd, dass es nie ihr Wunsch gewesen sei Alterspräsidentin des Bundetags zu werden.

Die ausgebildete Lehrerin begann früh sich ehrenamtlich in der SPD politisch zu engagieren. Als Motivation nannte sie, etwas bewirken zu wollen. Denn wer Unzufrieden ist, so ihr Appell, muss sich engagieren um wirklich eine Veränderung herbeizuführen. Ihr Ziel sei es immer gewesen durch ihre politische Arbeit, Zukunft zu gestalten. Aber wer Interesse an der Zukunft habe, muss auch Verantwortung übernehmen und dazu gehöre ebenso eine innere Haltung. Vehement sprach Bulmahn sich für Veränderung der Steuerbelastung aus. Es könne nicht sein, dass jemand der 1400€ netto verdiene genauso viel Steuern zahle, wie jemand der 4500€ verdiene. Hier müsse dringend etwas getan werden. Diese Forderung verband sie mit einem dringenden Appell gegen einen aufkommenden Egoismus für mehr Solidarität.

Auf die Frage eines Schülers, wieso Deutschland nicht den Kontakt mit der Türkei aufgrund der vielfachen Missachtungen von Menschenrechten unter der Herrschaft Erdogans einstelle, antwortete Bulmahn, dass dies genau der falsche Weg sei. Die Türkei müsse sich erklären und ihr Vorgehen vor europäischen Gemeinschaft begründen, das wäre bei einem Abbruch jeglichen Kontaks nicht mehr möglich. Allerdings sei es im Gegenzug ebenso wichtig, dass Vorgehen gegen politisch Andersdenkende oder Journalisten scharf zu veruteilen, was ihrer Meinung nach die Bundesregierung getan habe und tut.

Zum Abschluss richtete sie an alle Schülerinnen den Appell sich politisch einzubringen, insbesondere als Frau. Denn nur wer es macht, kann auch auch etwas bewirken.

v.l. Sarah (11. Jg.), Tobias Franz, Edelgard Bulmahn, Hella Kohl, Ulrike Mensching, Kim Thi (11. Jg), Charlotte (11. Jg), Foto: Johannes Thoböll